Graffiti in Vietnam war die Frage vor Reiseantritt und waren schon andere Berliner da und haben Spuren hinterlassen? Das was geht in Hanoi und Saigon war schon klar, wenn nicht durch die Locals dann durch Touristen. Und so war es dann auch. Da Saigon sehr westlich geprägt ist, gibt es hier deutlich mehr Spuren im Stadtbild. DAOS, UFO, TROYA 740 und SIK fallen dabei ins Auge. In Saigon gab es auch die einzigen richtigen Streetbombings. Sonst hat es (illegales) Graffiti meist nur in kleinen Seitenstraßen oder auf verlassenen Freiflächen gegeben. Auffällig ist, dass DAOS den meisten anderen Writern um einige Zeit voraus ist in puncto Style und Sauberkeit. Halls habe ich in Saigon oder Hanoi leider keine gefunden aber es gibt sie.
Das Zugsystem ist in staatlicher Hand und die Depots werden schwer bewacht – u.a. auch von Soldaten bzw. Sicherheitspersonal mit Schusswaffe. Selbst die Line ist sauber, bewacht und ist schwer zugänglich. Die vietnamesische Architektur an sich stellt wenig Fläche zur Verfügung, weil die Häuser in der Front sehr schmal sind und sich extrem lang nach hinten ziehen.
Dosenläden zu finden stellt zudem ein weiteres Hindernis dar. Meistens werden die Dosen in Läden für Baumaterialien oder in Motorradwerkstätten verkauft. Oftmals stehen sie aber nicht in der Auslage sondern es muss danach gefragt werden weil sie irgendwo im Lager sind. Hat man diese Hürden genommen, wird aber ein ansprechendes Sortiment an Farben präsentiert und in recht guter Qualität. Zudem gibt es noch eine kleine Auswahl an Metallictönen. Die Dosen der Marke ATM SPRAY (Son Phun) und WIN kommen mit einem Standard-Cap daher was vergleichbar ist mit unserem Softcap. Natürlich gibt es keine speziellen Caps zu kaufen und die Caps von unterschiedlichen Dosenherstellern können auch nicht getauscht werden. Der Preis pro Dose liegt bei 20.000 vietnamesischen Dong (1 USD; 0,90 €). Die Dosen sind in Vietnam unter Lizenz hergestellt und kommen eigentlich aus Thailand.
Neben den beiden oben beschriebenen Metropolen Saigon und Hanoi gibt es aber auch in der Mitte von Vietnam Graffiti. In Städten wie Da Nang und Qui Nhon zum Beispiel. In Qui Nhon gibt es am Strand eine Hall und auch in einigen Straßen in Strandnähe lässt sich Graffiti finden.
Gemalt habe ich letztendlich nur in Da Nang. Erst habe ich bei den verschiedenen Hausbesitzern nachgefragt, ob ich ihr Haus bemalen darf. Nach kurzer Zeit gab es einen kleinen Kriegsrat von 15 Männern und einer Frau, die gut Englisch sprechen konnte, über das Pro und Kontra meiner Aktion. Warum ich das machen will, was das heißt und von welcher Firma ich komme waren so die prägendsten Fragen. Nachdem das geklärt war, konnte ich mein erstes Bild machen, Chrom/Schwarz und bei 35 Grad im Schatten. Dabei kam auch ein kleiner Junge auf mich zu und hat mich eingeladen mit seinen Freunden an sein Haus zu malen. Erstmal haben wir seine ganzen Kumpels abgeholt, alle Halls angeschaut und dann eine kleine Berlin-Da Nang Session veranstaltet.
Es war schön zu erfahren, wie es ist oder sein kann, wenn etwas neu ist. Die Menschen sind noch nicht von Hetzkampagnen verseucht und man hat keine tausend Caps und Dosen zur Auswahl. Man muss noch selbst suchen und probieren und kann nicht alles im Internet nachschauen.
Nichtsdestotrotz gibt es mehr Informationen zu Graffiti Vietnam Forum oder direkt über DAOS Streetfiles-Account. Leider standen mir diese Quellen erst nach der Reise zur Verfügung.
sehr schöner bericht, ich kenn sowas nur aus costa rica oder cuba, wo man genauso unterwegs ist !
klingt sehr interessant, mehr davon..
hehe, deutsche Pioniersarbeit in Sachen Graffiti… check mal das Interview, das ich mit DAOS kürzlich für meinen Blog gemacht habe: http://taki183.wordpress.com/2011/03/31/interview-with-saigon-based-graffiti-artist-daos-501/
…und hier noch eine kleine Fotoauswahl von Graffiti in Vietnam. Hab ich letztes Jahr gemacht. Ein paar sollten dir bekannt vorkommen 😉
http://taki183.wordpress.com/2010/11/19/graffiti-in-vietnam/