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Fotoboom – OFF Crew Interview

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Wie hat das mit dieser Graffitisache bei euch angefangen?
Wie bei den meisten Leuten. Es ergab sich aus dem sozialen Umfeld. Normale Freundschaften sind ja schön und gut, aber es gibt nunmal Menschen die einen Hang zu Subkulturen und den damit verbundenen Reizen haben. Wenn man nun nebenher ein gewisses kreatives Mitteilungsbedürfnis mitbringt, bleibt ja nicht viel anderes zur Auswahl. Vielleicht wären wir sonst alle Tätowierer geworden oder hätten uns irgendeiner Form von Radikalismus verschrieben, wer weiß.
Flashback: Wir schreiben das Jahr 2006. Es war klar, dass es nicht lange bei der Herrschaft über unsere Hood bleiben würde. Wir mussten expandieren. Irgendjemand muss ja etwas gegen die zunehmende Idiotie auf diesem Planeten tun. Aufgrund gemeinsamer Interessen wurde uns schnell klar, dass wir zusammen agieren müssen. Da es gruppenintern natürlich Interessenüberschneidungen gibt, sind wir nach wie vor ein eingeschworenes Team. Selbst wenn jemand später aufgesprungen ist, bei jedem war es Liebe auf den ersten Kick.

Und dann – wie gings weiter?
Angefangen hat es eigentlich mit Taggs und Street- und Linepieces. Durch Anonymität und Qualität konnten wir schnell die Aufmerksamkeit im Ostteil Berlins auf uns ziehen. Wir haben uns zunehmend besser organisiert und es bildeten sich je nach Vorliebe weitere Tätigkeitsfelder, wie beispielsweise das schmiedeartige Bearbeiten von Stahl, heraus.

Habt ihr euch von jemandem inspirieren lassen?
Es ist schwer hier für alle zu sprechen. Aber graffititechnisch haben uns auf jeden Fall FUF, CAF und KO geprägt. Ansonsten wären da noch Christy Mack, Louis de Funes und OSS 117 zu nennen.

Euer Fokus: Taggs, Street, Halls oder Trains?
Das ist bei uns wie gesagt sehr unterschiedlich. Deswegen funktionieren wir als Crew wahrscheinlich auch so gut. Jeder steckt seinen Bereich ab und arbeitet auf das gemeinsame Ziel hin. Nur wenn einer garnichts macht oder auf Veranstaltungen einen Polnischen schiebt gibt es auch mal nen Gangstich, da sind wir kompromisslos. Ansonsten gibt es jetzt kein Pensum, das jeder zu erfüllen hat. Man muss ja nebenbei noch Zeit zum rumhustlen haben. Jeder hat hier sein Aufgabengebiet, vom Gangfriseur über Hooligan und Bildungselite haben wir alles dabei.

Seid ihr auch außerhalb von Berlin schon aktiv gewesen?
Europaweit konnten wir schon einiges abhaken. Viele schöne Länder mit schönen Systemen. Reisen ist wichtig. Andere Länder, andere Titten. Das sorgt natürlich auch dafür, dass man Berlin nicht mehr als Nabel der Welt betrachtet.

Gibt es irgendetwas was ihr gerne machen würdet oder gemacht hättet?
Einmal mit versammelter Mannschaft zur GGG-Party. Volle Ladung, Einsatz, Alarm Feuerwehrschlauch. Ansonsten werden wir graffititechnisch in ein paar Jahren alles rasiert haben!

Was war das härteste was ihr als Crew erlebt habt?
Die Schließung der Bar 25 und das chinesische Schnellrestaurant in Prag.

Statement zur aktuellen Graffitiszene? Was hat sich verändert?
Outlines werden dünner, Schwänze werden kleiner!

Abschließende Worte – Grüße?
Grüße gehen raus an FUF, RCK, 46ers, LUKE Crew, TLB, Estilo Y Cojones, FLK und alle Casuals in und vor den Stadien Deutschlands.