ILG Podcast Nummer 67 mit EARL MFS, der schon zu DDR-Zeiten in Jena angefangen hat zu sprühen. Bei ILG selbst gibts noch eine kleine Bildergalerie zur Episode.
Für ILG Podcast Episode 067 haben wir uns mit EARL von der MFS CREW aus Jena getroffen, in Berlin. Dort lebt EARL seit 18 Jahren als freischaffender Künstler. EARL zeichnet und sprüht schon vor der politischen Wende 1988/1989 Graffiti in der DDR, mit Dosen aus der Tschechischen Republik, denn die gab es nicht im Arbeiter- und Bauernstaat. Nach der Wende lebt EARL ab 1991 in Jena und intensiviert das Graffitisprühen als „Rotzi“ der Punk in der damals noch jungen Hip Hop Szene. Im Laufe der Zeit entwickelt er dann als EARL seinen Stil, gründet die MFS CREW, beschäftigt sich mit Stylewriting und geht erste Schritte in Richtung Fotorealismus. EARL ist es, der im Jahr 1996 erstmals den heute deutschlandweit bekannten Kassablanca Zug bemalt. Noch von der Seite, die später nicht mehr genutzt werden durfte. Nachdem EARL aus jeder Ausbildung rausflog, weil er sich nicht anpassen wollte, schickte er seine Zeichnungen, Aquarelle und Kohlezeichnungen nach Dresden zur Hochschule um sich zu bewerben, wurde angenommen und studierte Kunst. Dort trifft er auch den Graffitikünstler HESK, mit dem er zahlreiche Wandproduktionen umsetzt, die heute nicht wenige als Inspiration in den Neunziger Jahren bezeichnen. Auch seine Art, Figuren zu sprühen, war für die damalige Zeit neu und inspirierend. Fadings und Schattierungen ergänzen eindimensionale Character, später setzt EARL den Schwerpunkt auf Fotorealismus und reizt damalige technische Möglichkeiten aus. Irgendwann um die 2000er Jahre verliert EARL die Lust am Sprühen und zieht sich ins Atelier zurück um als Künstler weiter zu arbeiten. Im Podcast sprechen wir über diese nicht ganz untypische Biografie, Graffiti und Hip Hop in der DDR, die Nachwendezeit und die goldene Jahre der Neunziger Graffiti Generation in Jena und dem Osten Deutschlands.