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Die dunkle Seite des Musterschülers

Vor ein paar Tagen ist ein 13-jähriger in Neukölln aus einer U-Bahn gefallen. Der Tagesspiegel und die B.Z. berichten auch darüber. Der Kurier gibt vor mehr zu wissen als die anderen beiden…

Benny (13)

Das schreckliche Ende eines Sprayers

Graffiti-Schmierer zeigen ihre Aktionen auf Youtube

Berlin – Weit mehr als eine Mutprobe, für Benny W. (13) war es der ultimative Kick. Sich bei voller Fahrt aus der U-Bahn zu hangeln, sein Namens-Graffiti an den Waggon zu sprühen. Was für ein Irrsinn! Benny bezahlte ihn mit seinem Leben.

Das schreckliche Ende des Sprayers, es begann kurz nach 19.35 Uhr in der Linie U 7. Benny (Name geändert) war mit drei Kumpels in Richtung Spandau unterwegs. Er ist gut in seiner Neuköllner Schule (7. Klasse), schreibt Bestnoten in Mathe, Physik, Chemie, will später Tierarzt werden. Freunde kennen aber auch Bennys dunkle Seite: „Wenn er eine Sprühdose in der Hand hielt, veränderte sich sein Wesen.“ Wie in diesem Moment, als der Zug (gebaut ab 1974) aus dem Bahnhof Zwickauer Damm (Neukölln) ausrollt. Benny steht im vierten der sechs Waggons.

Tempo 30, Tempo 40, Tempo 50. Plötzlich rüttelt Benny an der Tür. Die ist mit Druckluft verschlossen. Doch der Jugendliche ist kräftig, 1,92 Meter groß, hebelt sie mit Gewalt einen Spalt auf. Er lehnt sich raus, da passiert das Drama. Benny prallt mit Kopf, Schulter gegen eine Stange. An der halten sich sonst Tunnelarbeiter fest. Er knallt aus dem Zug. Seine Kumpels sehen alles, alarmieren am U-Bahnhof Wutzkyallee das Personal. Doch es ist zu spät. Benny stirbt unter den Händen der Notärzte.

Seine Mutter Sybille unter Tränen: „Er war so ein sensibler, intelligenter Junge. Wegen seiner Leistung in der Schule Stolz der ganzen Familie.“ Sie gibt der BVG eine Mitschuld: „Türen dürfen sich während der Fahrt doch nicht öffnen lassen. Die Polizei erzählte mir, ab Tempo 70 sei das leichter möglich.“

BVG-Sprecher Klaus Wazlak: „Die Türen sind unabhängig von der Geschwindigkeit immer gleich verschlossen. Sie gehen nur mit Gewalt auf. Das ist Teil unseres Sicherheitskonzepts. Wenn in einem Tunnel etwas passiert, müssen Fahrgäste aus dem Zug raus und Sicherheitskräfte rein können.“ Rätselhaft ist bisher, was mit der Tür-Scheibe geschah. Sie lag nach dem Unfall im Waggon. Polizisten suchten gestern den Tunnel nach der Spraydose ab.

KOB, .SK, SCHA

Sprayer-Nervenkitzel auf Youtube

Die Aggro-Sprayer suchen ihren Nervenkitzel nicht nur darin, die Züge zu beschmieren, sondern verewigen ihre Aktionen auch auf Videos – und stellen diese auf Youtube (siehe Beispiel unten)

Quelle: Berliner Kurier