Bald sind die 1-Euro-Sheriffs weg und es herrscht wieder “Freiheit” an der Eastside Gallery:
Galerie ohne Graffiti-Detektiv
AB-Maßnahme für East Side Gallery läuft aus
von Karin SchmidlBerlin – Sie ist eines der Highlights für Berlin-Touristen – die East Side Gallery entlang der Mühlenstraße in Friedrichshain. Die 1,3 Kilometer lange, einstige DDR-Hinterlandmauer, die 1990 von Künstlern aus aller Welt bunt bemalt worden war, präsentiert sich seit wenigen Wochen saniert und mit frisch aufgetragenen Bildern. Speziell ausgebildete Galerie-Guides in grünen Jacken sind zudem täglich von 8 bis 22 Uhr unterwegs, um Touristen und Schulklassen über die Mauer und die Mauerkünstler zu informieren. Die ABM-Kräfte, die vom Jobcenter Friedrichshain bezahlt werden, spüren außerdem noch Graffiti auf, die dann von einer Malerfirma sofort beseitigt werden.
Doch die Tage der Galerie-Guides sind gezählt. Morgen ist offiziell ihr letzter Arbeitstag. Nach ihrem Urlaub läuft die Maßnahme zum Jahresende aus. Ob sie verlängert wird, ist bislang ungewiss, wie der Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), sagt: „Wir sind darüber in intensiven Gesprächen mit dem Jobcenter, weil wir von der Notwendigkeit der Guides überzeugt sind.“ Obwohl vor der Mauer auf zahlreichen Schildern darauf hingewiesen wird, dass es sich um ein Denkmal handelt, dessen Sanierung gut zwei Millionen Euro gekostet hat, werden die Bilder regelmäßig beschmiert. „Nachdem die Malergerüste weg sind, nimmt der Graffiti-Druck spürbar zu“, so Schulz. Gut 250 „Schadensfälle“ wurden seit Anfang November registriert. Die Schmierereien lassen sich wegen des Dreifach-Antigraffiti-Schutzes zwar relativ unkompliziert beseitigen. Aber: „Wenn die Maler und auch die Guides nicht mehr da sind, gibt es gar keine Kontrolle mehr“, so Schulz. Geld, um die Guides einzustellen, hat der Bezirk nicht. Und eigentlich hat er auch die geschätzten bis zu 60 000 Euro für Reinigungskosten pro Jahr nicht. Weshalb Schulz, dessen Bezirk als Eigentümer der Mauergrundstücke dafür zuständig ist, mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über eine Kostenübernahme reden will. Noch eine Maßnahme könnte Graffiti-Sprayer abhalten: Der Gehweg vor der East Side Gallery ist nicht gerade optimal ausgeleuchtet. Wäre es heller, würden sich Sprayer vielleicht nicht so wohl fühlen. Deshalb will der Bezirk noch in diesem Jahr EU-Mittel für eine bessere Beleuchtung beantragen.
Berliner Zeitung, 02.12.2009
Quelle: Berliner Zeitung
Bei dem Artikel wurde vergessen, darauf hinzuweisen, dass die Kunstwerke der East Side Gallery den Respekt der Graffitiscene verdienen!